Brukenthalmuseum

Die Evangelische Kirchengemeinde A.B. und das Brukenthalmuseum

Die Gründung des ersten öffentlichen Museums im Südosten Europas verdankt sich einem der bedeutendsten Männer der Siebenbürger Sachsen. Samuel von Brukenthal (1721-2803) entschloss sich nach dem Tod des Vaters, sein Erbteil für eine fundierte Ausbildung zu verwenden.

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Dem Studium der Rechtswissenschaften in Halle und Leipzig folgte der Aufstieg in österreichischem Staatsdienst, der schließlich durch Kaiserin Maria Theresia mit der Ernennunng zum Gouverneur von Siebenbürgen gekrönt wurde. Heute ist Samuel von Brukenthal über die Landesgrenzen hinweg vor allem als Stifter jenes Museums bekannt, das auch heute noch seinen Namen trägt und nach wie vor in dem 1791 erbauten Barockpalais am Großen Ring in Hermannstadt untergebracht ist, das für die Aufnahme der Sammlungen bereits bei seiner Erbauung bestimmt war.

Noch während seiner letzten Lebensjahre ließ Samuel von Brukenthal das Haus mit seinen in fünfzig Jahren erworbenen und gesammelten Kunstschätzen für das große Publikum öffnen und verlieh ihm bereits so jene Bestimmung, die er später testamentarisch festlegte. Er verfügte, das seine Sammlungen von Büchern, Gemälden und Kupferstichen sowie die Mineralien-, Münz-, Antiken- und alle weiteren Sammlungen zusammenbleiben und nach Verlöschen der männlichen Linie der Brukenthal’schen Familie immerwährendes Eigentum des Evangelischen Gymnasiums in Hermannstadt werden und zu bestimmten Öffnungszeiten öffentlich zugänglich sein sollten. Einige Jahre vergingen, bis das Museum schließlich 1817 vom damaligen Stadtpfarrer von Hermannstadt feierlich eröffnet werden konnte.

Nachdem der letzte männliche Erbe verstarb, gelangten Museum und Palast 1872 in den Besitz der Evangelischen Kirche, da das Gymnasium, nun ebenfalls nach Brukenthal benannt, ihr gehörte. Die Sammlungen wurden durch ein Kuratorium verwaltet, das aus dem Stadtpfarrer und einem Mitglied des Landeskonsistoriums, später auch aus dem jeweiligen Direktor des Museums, bestand. Fortan wurde das Museum auch durch Leihgaben und Schenkungen aus den umfassenden Kunstbeständen der evangelischen Kirchengemeinden Siebenbürgens bereichert. Zahlreiche kirchliche Altertümer wie Vasa Sacra aus Edelmetall, kostbare mittelalterliche Messgewänder, liturgische Manuskripte und Inkunabeln, osmanische Teppiche, gotische Skulpturen und Flügelaltäre fanden Eingang in die Sammlungen. Angesichts der zahlreichen Zugänge wurde aus Raummangel die Ferula der Evangelischen Stadtpfarrkirche ab den zwanziger Jahren als Ausstellungsraum für die „kirchlichen Alterthümer“ verwendet.

1948 wurde das Museum unter kommunistischer Herrschaft verstaatlicht, blieb jedoch im Bewusstsein der Öffentlichkeit stets der bedeutendste Kulturhort der Evangelischen Kirche. Die Diversifikation des Brukenthalmuseums, die schon in der Sammlung Brukenthals angelegt war, mündete jetzt in die Gründung eines Museumskomplexes mit inzwischen fünf Museen an sieben Standorten. Während die Kunstsammlungen im Palais verblieben, kamen andere Bestände in der Zeit des Kommunismus und kurz nach der Wende an die neuen Standorte oder dienten dazu, die Sammlungen anderer Museen auf rumänischem Territorium zu bereichern. Während 19 wertvolle Gemälde aus der Nationalgalerie Bukarest inzwischen zurückgekehrt sind, befinden sich zahlreiche Objekte noch immer im Gewahrsam anderer Einrichtungen: im ASTRA-Museum Hermannstadt, im Nationalarchiv Hermannstadt oder im Nationalen Geschichtsmuseum in Bukarest.

Durch den Entscheid Nr. 614 vom 21. November 2005 der Sonderkommission für die Rückerstattung von Gütern, die kirchlichen Einrichtungen gehört haben, und ein zwischen der Evangelischen Kirche und der rumänischen Regierung unterzeichnetes Abkommen vom 28. Dezember 2005 wurde die rechtmäßige Rückgabe von Palais und den 1948 enteigneten Sammlungen besiegelt.

Es wurde zudem vereinbart, dass die Sammlungen gemäß dem Wunsch Samuel von Brukenthals weiterhin für die Öffentlichkeit zugänglich bleiben sollten, und dass die bestehende staatliche Museumsinstitution auch weiterhin diese Güter betreuen dürfe.

Das Museum wird seit Unterzeichnung des Abkommens von einem Generaldirektor und einem Verwaltungsrat geleitet, in dem die Evangelische Kirche paritätisch vertreten und dadurch an der Entwicklung des Museums mitbeteiligt ist. Dadurch, dass sowohl Führungspersönlichkeiten des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, als auch des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien die Vertretung der Evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt wahrnehmen, werden nicht nur die Interessen der Hermannstädter Kirchengemeinde, sondern der gesamten deutschen Minderheit in die Museumsverwaltung eingebracht. Die uns vererbten Sammlungen und das Palais stellen wir in den Dienst der Gesamtbevölkerung nicht nur Rumäniens, sondern aller Menschen, der Kultur, der Völkerverständigung und Toleranz.

Die uns auferlegte Pflicht, für den Fortbestand des Museums, die endgültige Rückführung der während der kommunistischen Diktatur in andere Museen Rumäniens verbrachten Objekte wie auch für die bestmögliche Präsentation der Sammlungen zum Nutzen der Öffentlichkeit Sorge zu tragen, nehmen wir mit großer Freude wahr. Dieser Präzedenzfall einer staatlich-privaten Mischverwaltung an einem rumänischen Museum kann inzwischen auf eine bald vierjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken.