Unser Leitbild

Einleitung

 Die Evangelische Gemeinde A.B. Hermannstadt versteht sich als Partner der staatlichen Museumsinstitution Muzeul Naţional Brukenthal. In die gemeinsam verwaltete Institution bringt sie ihre unschätzbar wertvollen und unersetzlichen, angestammten Besitztümer, das Barockpalais Brukenthals sowie die eigenen Sammlungen, ein, während der Museumsunterhalt durch den rumänischen Staat bestritten wird. Die Zusammenarbeit beruht auf gegenseitigem Vertrauen sowie Respekt für einander und sowohl für das jeweils eigene als auch das gemeinsame Kulturerbe.

Allgemeine Positionierung des Museums

 Das Brukenthalmuseum ist mit seiner über 200-jährigen Tradition das älteste Museum Siebenbürgens. Mit seinen vielfältigen und bedeutenden Sammlungen in fünf Museen an sieben Standorten des Stadtgebietes ist es eng mit der Geschichte von Hermannstadt, der Region Hermannstadt und seiner multiethnischen Bevölkerung verbunden. Viele Objekte stellen Bezüge zur europäischen Geschichte her, mit der auch die historischen Gebäude verbunden sind.  Die originalen Objekte des Museums vermitteln Authentizität – ein wichtiger Faktor im Zeitalter der Virtualität – und schaffen Verständnis für Kultur und Geschichte. Durch sie soll das Brukenthalmuseum zu einem Transmissionsriemen für Bildung, Kultur und die Werte der Zivilgesellschaft werden. Das Museum darf dabei den einzigartigen Vorteil, das vollständig erhaltene Sammlungsspektrum einer barocken Sammlung der Aufklärungszeit und die ihm zugrundeliegenden Vorstellungen für das Publikum sichtbar machen zu können, nicht vernachlässigen. Gleichzeitig bemühen wir uns, das Museum auf das 21. Jahrhundert einzustellen: Besucherorientierung, Kinderfreundlichkeit, Barrierefreiheit, Freiheit und Exzellenz der Wissenschaften sowie ihre Vermittlung an das internationale Publikum bestimmen das Handeln für und im Museum.

Dialog der Kulturen

 Sowohl die Kulturen Siebenbürgens als auch die anderer Landschaften sind Gegenstand unserer Bemühungen. Wir setzen uns dafür ein, die vergangenen und gegenwärtigen Kulturen und Lebenswelten Siebenbürgens sowohl in einen Dialog untereinander, als auch in den Dialog mit der Geschichte der abendländischen Kulturen treten zu lassen, die in den Sammlungen mit herausragenden Zeugnissen von den Anfängen der Menschheit bis zur Gegenwart vertreten sind. Wir respektieren den Wunsch der Siebenbürger Sachsen, dass ihr entscheidender Gründungs-, Forschungs- und Erhaltungsverdienst in der Vermittlungsarbeit des Museums einen festen Platz erhält. Gleichzeitig setzen wir uns dafür ein, dass das Museum weltoffen geführt wird. Wir betrachten alle Kulturen als gleichwertig. Das Brukenthalmuseum ist keine Nationalanstalt, die die Werte einer bestimmten Nation, einer ethnischen Gruppe, einer politischen Partei oder Person zu vermitteln hat, sondern ein Museum, dass die Vielfalt der Kulturen wiederspiegeln soll. Mit seinem interkulturellen Charakter, dem Dialog der Kulturen, leistet es einen Beitrag zum Verständnis historischer Kulturepochen, zur Völkerverständigung und Toleranz.

Internationalität

 Als eines der großen Museen in Rumänien mit Objekten, deren Entstehungs- und Herkunftsorte über den gesamten Erdball verstreut sind, betonen wir seinen internationalen Charakter. Nach unserem Verständnis ist das Museum ein kulturelles und gesellschaftliches Forum mit vielfältigen Aufgaben. Wir fördern aktiv die Begegnung und den Dialog zwischen Menschen verschiedener Kulturen.

Aufgaben: Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln

 Im Zentrum unseres Handelns stehen die zahlreichen Sammlungen zur Kunst-, Kultur- und Naturgeschichte. Wir setzen uns dafür ein, dass den klassischen Museumsaufgaben Sammeln, Bewahren, Erforschen und Vermitteln gemäß dem ICOM Code of Ethics (http://icom.museum/ethics.html) Rechnung getragen wird. Der Tradition der Sammlungsursprünge folgend soll das Museum in Zukunft seine Sammlungen kontinuierlich nach einem festgelegten Sammlungskonzept mit dem Ziel, die Stärken der Sammlungen auszubauen, erweitern. Das beinhaltet sowohl die wissenschaftliche Dokumentation, als auch die Bewahrung der Objekte an konservatorisch geeigneten Orten sowie die sorgfältige Sicherung aller Informationen darüber. Die Hebung aller konservatorischen Standards liegt uns besonders am Herzen. Die Erforschung der Sammlungsbestände begreifen wir als Grundlage für zahlreiche Aufgaben und Voraussetzung für den Bildungsauftrag des Museums.

Die Vermittlung der Bedeutung der Objekte und ihrer kulturellen und wissenschaftlichen Zusammenhänge ist eine der Hauptaufgaben des Museums. Sonderausstellungen haben die Aufgabe, die eigenen Bestände in einen fruchtbaren Dialog mit Leihgaben aus dem In- und Ausland zu stellen, der die überregionale Bedeutung der Sammlung unterstreicht und Aufschlüsse für die eigene Forschung des Museums liefert. Gesellschaftlich aktuelle Themen sollen sich in den Aktivitäten unseres Museums widerspiegeln. Wir setzen uns dafür ein, dass sich das Museum auch für die zeitgenössische Kunst und Kultur im historischen Dialog engagiert, weniger populäre Themen aufgreift und sich auch der Alltagsgeschichte und den Kulturen von Minderheiten und Randgruppen widmet.

Besucherorientierung

 Im Mittelpunkt all unserer Anstrengungen steht die Begegnung des Besuchers mit der Sammlung. Wir sehen das Brukenthalmuseum als Dienstleister an der Gesellschaft, der seine Besucher als Gäste empfängt und sich an deren Wünschen und Bedürfnissen orientiert. Ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm soll die Ausstellungen begleiten. Wir streben danach, dass das Museum den unterschiedlichen Erwartungen seiner Besucher entsprechend zu einem vielseitigen Ort je eigener Erlebnisse, zu denen aktives Lernen und Spaß ebenso gehören wie Erholung oder Erbauung, wird. Durch verschiedene Formen der Vermittlung soll Wissen auf unterhaltsame und anregende Weise für Besucher und Fachöffentlichkeit dargestellt werden. Dadurch sollen neue Besucher gewonnen werden. Wir fördern die Entwicklung zielgruppenspezifischer Angebote für Einzelbesucher und Gruppen, für Schüler und Lehrer, für Familien, für Kinder und Senioren, für Personen mit Behinderung, für Berufsverbände und Tagungsteilnehmer. Auch für Kinder und Familien, Schüler und Studenten werden spezifische Angebote entwickelt. Hermannstädter Bürger sollen das Brukenthalmuseum als ihr Museum erfahren und gerne wiederkommen, um stets Neues zu lernen. Den Gästen der Stadt bietet das Museum einen lebendigen Einstieg zum Verständnis von Stadt und Region. Zum Zwecke eines intensivierten Dialoges werden auch Kooperationen mit Schulen, Universitäten und Akademien angestrebt. Wir wollen neue Bevölkerungskreise für unser Museum als Bildungs- und Freizeitort gewinnen und möglichst viele Menschen zu häufigen Besuchen anregen. Dafür soll das Museum sowohl bewährte als auch innovative Formen der Kulturvermittlung einsetzen. Übrigens: Auch durch die Pflege, den Erhalt und den gezielten Ausbau der Sammlungen arbeiten wir für das Publikum von heute und morgen.

Barrierefreiheit

 Das Brukenthalmuseum soll ein Haus für alle Menschen werden. Mit speziellen Angeboten und Dienstleistungen soll aktiv auf unterschiedliche Gruppen zugegangen werden, um ihnen die Möglichkeit zu geben, auf ihre Weise Natur und Naturgeschichte, Kunst und Geschichte im Brukenthalmuseum zu begegnen. Sammlungen werden nicht nur durch das Offenhalten der Sammlungen und die (rochierende) Präsentation eines möglichst großen Teils der Depot- bzw. Sammlungsbestände zugänglich gemacht, sondern auch durch deren Publikation in verschiedenen Medien, auf dem Internet, durch Online- und gedruckte Kataloge etc. Forscher aus dem In- und Ausland sollen sich eingeladen fühlen, zur Erforschung und Vermittlung der Sammlungsbestände beizutragen.

Organisation

 Die Vertreter der Evangelischen Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt und die Mitarbeiter des Brukenthalmuseums sind ein Team. Ein zentrales Ziel sehen wir in der Verbesserung der Informationsstrukturen, der Intensivierung der interinstitutionellen und internen Kommunikation und Transparenz der Entscheidungsabläufe sowie der praktischen Umsetzungen. Die Wichtigkeit der (nach außen hin oftmals unsichtbaren) Aufgaben von Werkstätten, Aufsichten, Technik, Wissenschaft, Verwaltung, Dokumentation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Museumsleitung ist allen bewusst.

Kommunikation

 Kommunikation wird groß geschrieben. Die Öffentlichkeitsarbeit des Brukenthalmuseums soll in Zukunft Projekte und Arbeitsvorhaben des Museums über die Medien frühzeitig mitteilen. Anregungen der Besucher zum Angebot des Museums werden ernst genommen und intern diskutiert. Den Aufsichten und dem Personal am Empfang kommt dabei eine besondere Aufgabe und Bedeutung zu, da sie den direkten Kontakt zu den Besuchern herstellen und pflegen und deren Wünsche und Interessen an die Mitarbeiter weiter tragen.

Die interne Kommunikation ist für die Außenwirkung des Museums entscheidend. In unserem Museum soll Leistung anerkannt und Kritik zugelassen werden, Verbesserungsvorschläge werden begrüßt. Die Arbeitsabläufe zwischen Kirchengemeinde und Museum sowie im Haus gestalten wir so transparent, dass sich alle Mitarbeiter in ihrer Funktion bestätigt fühlen. Alle Entscheidungsprozesse werden ebenfalls transparent gestaltet und auf verschiedenen Kommunikationsebenen vermittelt. Um gemeinsame Ziele zu erreichen, fördern wir eine Kommunikation, die sachlich und menschlich geführt wird.

Erfahrungen werden offen ausgetauscht und an Kollegen im Haus und nach außen weiter gegeben. Davon soll besonders der Museumsnachwuchs profitieren, denn das Brukenthalmuseum begreifen wir auch als Ausbildungsstätte für angehende Museumsfachleute. Das Haus hat allen Mitarbeitern die Möglichkeit zu bieten, sich fachlich weiterzubilden. Unsere Aufgaben und Ziele erreichen wir, indem wir mit den uns zur Verfügung gestellten öffentlichen Mitteln verantwortungsbewusst umgehen und in zunehmendem Maße Mittel selbst erwirtschaften.

Kooperationen

 Das Museum arbeitet mit zahlreichen Einrichtungen, Institutionen und Einzelpersonen aus Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zusammen und kann diese noch intensivieren. Durch seine überregionale Vernetzung soll das Museum sich öffnen und zu einem Veranstalter und Gastgeber werden, der das kulturelle Leben der Stadt Hermannstadt in vielfältiger Weise befruchtet. Durch diese Aktivitäten werden Synergieeffekte geschaffen und neue Besuchergruppen erreicht.

Die Kirchengemeinde A.B. Hermannstadt engagiert sich für die Zusammenarbeit des Museums auf dem gesamten Gebiet Siebenbürgens sowie in nationaler und internationaler Kooperation.

Einen Schwerpunkt bilden dabei die Beziehungen zu den hinsichtlich des Sammlungsspektrums besonders wichtigen Institutionen der Länder Deutschland und Österreich.

Freunde des Museums

 Der vor der Gründung stehende Verein der Freunde Brukenthalia wird ein wichtiger Teil des Hauses werden. Er wird durch seine zahlreichen Veranstaltungen und ehrenamtlichen Vermittlungstätigkeiten alle Aufgabenbereiche des Museums fördern und fordern.

Damit sind alle Freunde des Museums nicht nur die besten Vermittler für den gesellschaftlichen Dialog, sondern auch unsere besonderen Gäste, denen wir ein bevorzugtes Programm bieten.

Förderer des Museums

Hinsichtlich der treuhänderischen Ausgabe öffentlicher Haushaltsmittel bemühen wir uns um Förderer für kleine und große Projekte des Museums. Dabei sind Patenschaften für Exponate und Restaurierungsobjekte genauso wichtig wie finanzielle Unterstützung bei Ausstellungen und anderen Projekten. Das Engagement eines jeden Einzelnen trägt dazu bei, das kulturelle Erbe unseres Museums zu bewahren.

Leitbild im Wandel

 Die Evangelische Gemeinde A.B. Hermannstadt stellt sich den stetig wandelnden Anforderungen im Bewusstsein der Unveränderlichkeit ihres Auftrags, das kulturelle Gedächtnis der Region zu bewahren. Dieses Leitbild und sein Stellenwert dienen als Gradmesser der Umsetzung der Aufgaben des Museums. Jeder Mitarbeiter des Museums soll sich jederzeit mit dem Leitbild identifizieren können. Es wird daher stets aufs Neue zu hinterfragen und im Austausch mit den Mitarbeitern und Besuchern des Hauses kontinuierlich zu erneuern sein.