Bachchor

Der Hermannstädter Bachchor wurde 1931 von Stadtkantor Franz Xaver Dressler (1898-1981) gegründet. Als Oratorienchor der evangelischen Kirchengemeinde machte er sich die Pflege der damals in Siebenbürgen noch wenig bekannten Werke von Bach und Händel zur Aufgabe. Franz Xaver Dressler leitete den Chor während fast 50 Jahren. Auch in den Jahrzehnten der kommunistischen Diktatur hat der Chor – dank der Einsatzbereitschaft der Sängerinnen und Sänger und des Durchstehvermögens seines Leiters – seine Arbeit nie einstellen müssen.

Nach Dresslers Abschied (1978) wurde der Hermannstädter Bachchor von verschiedenen Dirigenten betreut. 1985 übernahm Kurt Philippi die Leitung des Chores, den er bis 2014 betreute. Die nach dem Umsturz des Jahres 1989 einsetzende Massenauswanderung der Siebenbürger Sachsen liess auch den Hermannstädter Bachchor kleiner werden. Durch die Zusammenlegung des Bachchores mit dem bis dahin selbstständig wirkenden Kirchenchor wurde aus zwei schrumpfenden wieder ein größerer Chor. Zudem öffnete sich der Chor in den 1990er Jahren gegenüber anderssprachigen und anderskonfessionellen, musikbegeisterten Mitgliedern. Heute ist der Hermannstädter Bachchor eine überkonfessionelle Singgemeinschaft, in der quer durch alle Berufsstände Menschen verschiedener Muttersprachen miteinander musizieren.

Lukas Passion 2016 Bachchor

Der Chor singt sowohl Oratorien als auch geistliche a-cappella-Musik. Ein Schwerpunkt im Repertoire ist die geistliche Musik aus Siebenbürgen.

Er bereitet pro Jahr zwei bis drei Konzerte vor. Er singt regelmäßig im Gottesdienst der evangelischen Gemeinde. Mit seinen Konzertprogrammen bereist er auch andere Städte und Dörfer Siebenbürgens.

Nach der politischen Wende des Jahres 1989 hat der Hermannstädter Bachchor Konzertreisen nach Österreich und Deutschland unternommen. Gemeinsame Projekte verbinden ihn mit dem Bachchor der Schwarzen Kirche aus Kronstadt/ Braşov, dem Vox humana-Chor aus Szentgyörgy/ Sfântu Gheorghe, aber auch mit Chören aus Österreich und Deutschland, darunter die Kantorei Oberschützen, die Johannes-Kantorei aus Künzelsau, die Meißner Kantorei 1961 aus Dresden und die Göttinger Stadtkantorei.

In Anerkennung seiner Verdienste um die Pflege deutscher Musikkultur in Rumänien wurde dem Hermannstädter Bachchor, mit seinem Dirigenten Kurt Philippi und der Organistin Ursula Philippi, im Jahr 2003 vom Deutschen Kulturforum Östliches Europa der Ehrenpreis des Georg Dehio-Kulturpreises zugesprochen.

Seit Februar 2015 ist Jürg Leutert der neue Leiter des Hermannstädter Bachchors. Er wird dabei von Brita Falch Leutert unterstützt, die sich um den Chorklang kümmert, korrepetiert, getrennte Proben mitleitet. Immer wieder tauschen die beiden auch ihre Rollen.

ChorleiterIn

Brita Falch Leutert und Jürg Leutert
Brita Falch Leutert und Jürg Leutert

Jürg Leutert ist seit Februar 2015 Leiter des Bachchors und Musikwart der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. Brita Falch Leutert übernahm gleichzeitig die Stelle als Kantorin an der Stadtpfarrkirche.

Beide waren 17 Jahre lang Kantor, Chorleiter und Musikschullehrer auf den Lofoten (Nordnorwegen), davor am Zürichsee in der Schweiz. Auf den Lofoten unterrichtete Jürg alle Streichinstrumente, gründete ein Kinder- und Jugendstreichorchester und war Dirigent von Vestlofoten Damekor. Damit führte er unter der Anwesenheit der I.M. Königin Sonja zur Feier des 100jährigen Stimmrechtsjubiläums ein Programm mit Musik von Frauen aus verschiedenen Jahrhunderten und Kulturen auf. Weil viele der Werke nicht in der zur Verfügung stehenden Besetzung existierten, arrangierten beide ein grosser Teil der Musik.

Als Kantoren führten sie u.a. vier verschiedene barocke Passionen auf, denen sie den altnorwegischen Text unterlegten und musikalisch den lokalen Gegebenheiten anpassten. Diese Arbeit, nämlich unbekanntes musikalisches Material für MusikerInnen und ZuhörerInnen zugänglich zu machen, führen sie in Siebenbürgen gemeinsam weiter. Beiden ist die Arbeit am Chorklang und seinen Möglichkeiten, Schattierungen und Farben ein grosses Anliegen. Sie versuchen so, verschiedenen Stilen und Ausdrucksweisen des Singens und Musizierens gerecht zu werden. Dazu kommt eine Integration des Repertoires in gegeben Situationen als ein wesentlicher Teil der musikalischen Vermittlung.